Musik
- Gemeinde
- Mittwoch, 27. November 2013 17:14
- moppulli
- 3791
Martin Luther: "Musik hab ich allzeit liebgehabt..."
Originalhandschrift Martin Luthers zu seinem Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" 1529
Seit umfassender Neugestaltung und Renovierung des Kircheninneren mit neuer wohltuender Akustik entsprach Etliches, was hier geschah, dem Erleben Martin Luthers:
Ich werde von der Menge und Größe guter Eigenschaften
der Musik so überschüttet, daß ich weder Anfang noch
Ende noch Maß meiner Rede finden kann.
Er schwärmt von der herrlichen Fülle, die in der Musik verborgen liegt, und lässt uns gern teilhaben an dem, was die Musik in seiner Seele bewegen konnte. Wenn Angst wieder einmal das Feld erobern wollte, erlebte er:
Musik ist das beste Labsal für einen betrübten Menschen,
dadurch das Herz wieder zum Frieden erquickt und erfrischt wird.
Er dachte dabei nicht in erster Linie an große Chöre und Konzerte. Er kannte auch die Kraft, mit der ein schlichtes Lied, ganz allein vor sich hin gesummt oder gesungen, den einengenden Ring von Schwermut sprengen kann. Denn für den Beginn eines neuen Tages, nach Dank und Bitte seines Morgensegens, empfiehlt er sich selbst und anderen ausdrücklich:
Alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied gesungen oder was dir deine Andacht eingibt.
Aus großem Oratorium bis hin zum einfachsten Lied kommt uns etwas Heilendes entgegen. Wohl als Ausnahme, aber umso deutlicher bleibt in Erinnerung, wie wir mit unserem kleinen mehrstimmigen Chörlein eine kranke Frau besuchten. Später erzählte sie immer wieder davon, wie unter der Harmonie unseres Liedes ihre sonst stetigen Schmerzen wohltuend unterbrochen wurden. Grund genug neben manch anderem, das Gedenken an "Luther in Unterrißdorf" auch entsprechend seines Hinweises wachzuhalten:
Musik hab ich allzeit lieb gehabt.
So sind inzwischen Erinnerungen an Konzerte, auch mit international hoch angesehenen Künstlern, nicht mehr wegzudenken. Aber auch aus eigenen Kräften wird unsere Dorfkirche hin und wieder mit Klängen gefüllt. Ihre Schönheit ist zugleich eine Provokation: Mancherlei bescheidene Kompositionen entstanden hier vor Ort. Zum Beispiel ist nach Mitternacht zu Neujahr nicht mehr wegzudenken, dass das "Kleine Präludium F-Dur" von Bach erklingt. Weil dieses fröhliche Stückchen viel zu schnell zu Ende ist, reizte es zu einer kleinen eigenen Erweiterung. Und wie man in dem unten stehenden Notensatz sieht: Das Ganze regte uns außerdem an, zum Orgelklang noch weitere Stimmen herbei zu zaubern! So können sich Flöte, Trompete und Geige dazugesellen, um dann im Schlussteil alle vereint zu erklingen.
"Danket dem Herrn ..." (EG 333) aus der Phantasie gekrochen. Die Trompetenstimme war schon zehn Jahre zuvor zum Gemeindefest ausgedacht worden. Jetzt erklang das Lied mit zusätzlichen Stimmen für Geigen, Flöte und Cello zusammen mit einer Posaunenbläsergruppe und dem Keyboard (als schlichtem Orgelersatz) in einem Saal.
Hinweis zu den hier vorgestellten Orgelnoten: Bei uns kommt die Choralbegleitung ohne vorliegende Notensätze aus. Hier reicht es, wenn lediglich die Harmonien notiert sind - damit die Phantasie nicht irre geht und alles immer übereinstimmt ... Obenstehender Satz harmoniert mit dem Posaunenchoralbuch.
Vorgetragene oder gemeinsam gesungene Lieder erfahren hin und wieder eine Bereicherung, die über eine Orgelbegleitung hinausgeht.
Auch das gibt es: Plötzlich schleicht sich ins Nachdenken über einen Satz aus der Bibel eine passende Melodie. So entstand vor einem 19.Sonntag nach Trinitatis ein Kanon für sechs Stimmen im Nachdenken über den Wochenspruch, der lautete:
"Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." (Jeremia 17,14)
Ein Notenkundiger sieht sofort: Die Töne ergeben als Schluss einen Moll-Akkord, auf dem verweilt wird. Daher wurde hierzu noch ein kurzer Anhang ausgedacht. Der sorgt für das Einmünden des Gesangs in einen hellen Klang in Dur !!
So wird in Unterrißdorfer Nähe zu Luther sein Zitat manchmal sehr lebendig:
Musik hab ich allzeit lieb gehabt.
Ich liebe die Musik. Denn sie ist ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen; sie macht fröhliche Herzen; sie verjagt den Teufel; sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden, Hochmut. Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik.
Hinweis: Hier vorgestellte Notenblätter bieten eine kleine optische Andeutung.
Wir stellen sie gern komplett zur Verfügung, wenn wir anderswo damit Freude einbringen können.
Bedarf an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch: 03475/715685
Verkündigungsspiele
- Gemeinde
- Mittwoch, 27. November 2013 17:20
- moppulli
- 3903
Bei umfassender Instandsetzung und Renovierung unserer Dorfkirche 1975 -1977 hatten wir das marode Seitengestühl des Altarraums entfernt. Es entstand eine ungewohnt großzügige Fläche vor dem schönen Altar. Sie reizte von da an auch zu einer besonderen Art der Nutzung:
Es entstanden eigene Verkündigungsspiele, zum Beispiel:
Die Josephsgeschichte 1.Buch Mose Kapitel 37-47
Diese spannende Erzählung führt zur umständlichen Erkenntnis in Kap.50,20:
"Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen".
Andeutungen des Inhalts:
"Wir sehen jetzt, was oft nicht leicht, wofür die Kraft nur selten reicht,
wenn es bloß gilt, statt was zu schauen, auf Gott zu setzen das Vertrauen,
zumal wenn er nutzt böse Sachen, planvoll sein Heil für uns zu machen."
Es folgt die Begegnung Josefs mit seinen Brüdern, die sich seine arroganten Träume anhören müssen und beschließen, ihn zu beseitigen.
"Und weil so angeheizt ihr Zorn, sie packen hinten ihn und vorn
und werfen ihn ins Brunnenloch. Es reut sie bald dann aber doch.
Drum sie als Sklaven ihn verkaufen. `Ne Karawane kommt gelaufen,
der geben sie den Joseph mit, und nach Aegypten führt sein Schritt."
"Der schwere Weg, der sich ihm bahnt, ist Teil von dem, was Gott längst plant.
Er kann sich stets zunutze machen, zu unserm Heil auch böse Sachen."
Noch nichts man ahnt, was Gott geplant. Wird es nur Leid sein oder Glück?
Noch nichts man sieht, was noch geschieht, am liebsten möchte man zurück.
(Nach den Singzeilen folgt nahtlos eine Strophe nach der anderen von dem Lied "Befiehl du deine Wege...")
Zuletzt heißt die Singzeile:
"Manchmal man ahnt, dass Gott geplant: Durch Leiden führt sein Weg zum Glück.
Wenn man dann sah, wie das geschah, möcht´ eigentlich man nicht zurück."
mit Übergang zur Liedstrophe: "Wohl dir, du Kind der Treue ..."
Zu jeder Szene hatte Astrid Szibbat aus Helfta, damals 14 Jahre alt, auf große Styroporplatte eine Kulisse gemalt. Zum Beispiel die Karawane ...
Die große Einladung
erzählt und bedenkt eine Gleichnisgeschichte Jesu aus dem Lukasevangelium Kapitel 14, 15-24 mit der enttäuschenden Absage Vieler, die ihre Chance verpassen. Überraschend ergeht die Einladung an andere, die den Festsaal füllen
Andeutungen des Inhalts:
Vater: He, Junge, komm doch mal herein!
Sohn: Ja! Was ist los?
Vater: Mir fiel so ein:
Es ist viel Arbeit, immer Trab von früh bis spät, tagauf, tagab.
Wenn ich mir das so überlege, geht jeder nur die eignen Wege.
Doch wenn´s nur Arbeit hat gegeben, da stimmt was nicht in unserm Leben.
Zu großem Fest ich habe Lust. Drum du zu allen gehen musst:
Zu allen unseren Bekannten, zu Nachbarn, Freunden und den Tanten.
Lad herzlich ein! Die Feier sei in vierzehn Tagen um halb drei.
Der weitere Text reicht für 9 Personen, die eingeladen werden und fröhlich zusagen. Tochter und Helfer verwandeln den Altarraum zum Feiersaal - aufwändig mit Girlanden, Blumen usw. - und ein festlich gedeckter Tisch wird hergerichtet ...
Gleichnis vom Sämann Lukas 8, 4-15
Diese Nacherzählung entstand zwecks Vertonung für Kinderstimmen und Instrumente durch Thomas Gürtler (Halle) - zu nutzen auch als Vortrag zu Bildern von Saat und Ernte oder als Ermunterung, solche zu malen.
"Als eine große Menschenmenge beieinander war und viele aus den Städten zu Jesus eilten, redete er zu ihnen in einem Gleichnis":
Es ging ein Sämann aus, zu säen. Und viele Vögel das erspähen.
Sogleich sie ständig mit ihm fliegen, von seinen Körnern was zu kriegen.
So streut umsonst er vieles aus, und es wird keine Ernte draus.
Trotz Emsigkeit und frohem Mut vergeblich er die Arbeit tut.
Doch er lässt gar nicht sich beirren, wenn diese Räuber um sich schwirren.
Das ganze Feld ist groß und offen. So lässt die Arbeit froh ihn hoffen.
Wirf trotzdem heiter den Samen weiter.
Das Korn wächst still, wo Gott es will.
Im Acker gab es Felsgestein. Die Aussaat fällt auch dort hinein.
Das Korn bringt einen Keim hervor, der wächst ein kleines Stück empor.
Doch fehlt dem Boden Feuchtigkeit. Der Halm grünt nur für kurze Zeit.
Bald wird er welk. Es fehlt die Kraft, wenn er nicht findet Lebenssaft.
Wirf trotzdem heiter den Samen weiter.
Das Korn wächst still, wo Gott es will. ... ..."
Kantaten für Kinder
Krippenspiele
- in Reimform nachdenklich dargestellte Bibeltexte aus Propheten, Lukas 2 und Matthäus 2
Andeutung des Inhalts (z.B. aus Christvesper 2002):
Sprecher: ... Wo sich dies Kind erlösend mischte ein, kann´s in der Menschheit nicht nur finster sein.
Denn Gott hat seinen Retter uns gebracht. Vor ihm zerbricht der Dunkelheiten Macht.
Micha:... Von diesem Ort, ganz unbekannt und schlicht, in aller Welt man eines Tages spricht.
Jesaja:... Ihr werdet sehen in der Finsternis,
in der ihr Angst habt und im Leiden weint, dass unerwartet helles Licht euch scheint.
Nach ihrem beschwerlichen Weg kommen Maria und Josef spät in Bethlehem an. Auf der Suche u.a.:
Josef:
Schalom! Wir suchen für die Nacht ein Bett. Wenn Sie eins für uns haben, wäre nett.
Hausbesitzer:
Hier liegen Reisende schon viel zu viele bereits auf Treppenabsatz und der Diele.
Und es ist voll bestimmt der ganze Ort. Doch fällt mir schwer, dass ich euch schicke fort. ... ...
Die Texte der Krippenspiele können je nach Gruppengröße mühelos variiert werden.
Kriegsende 1945
- Gemeinde
- Mittwoch, 06. November 2013 09:41
- moppulli
- 3900
Der 1945 diensthabende Pfarrer erlebte Ungewöhnliches. Er hatte eine Beisetzung auf Grund höheren Befehls zu begleiten. Und er wusste keinen Namen von denen, die bestattet werden sollten.
Wie war es dazu gekommen?
Polnische Zwangsarbeiter verrichteten wie immer ihre Arbeit auf den Äckern der Unterrißdorfer Flur.
Eines Tages waren plötzlich in der Nähe der Sandgrube Leute zu sehen. Das fiel auf. Was sie taten, war nicht zu erkennen. Es schien irgendwie unheimlich. Der Gutsaufseher, dem man das Ungewöhnliche berichtete, wollte nachsehen gehen, aber ein Unbekannter verwehrte ihm den Weg.
Auf dem Heimweg hörte er Schüsse , die deutlich anzeigten, dass hier Schlimmes passierte. Angst hinderte ihn an einer Meldung bei den Behörden, um ja nicht selbst in Bedrohliches verwickelt zu werden. So nahm er dieses Geheimnis aus der Zeit der Naziherrschaft mit über das Kriegsende.
Die Unruhe damit belastete ihn sehr. So erfuhr schließlich der amerikanische Kommandant in Eisleben davon.
Der Sache wurde nachgegangen, und man entdeckte in der Sandgrube Leichen.
Später traf der Gutsaufseher jenen Mann wieder, der ihm den weiteren Zutritt verweigert hatte. Er hatte zu berichten, dass man Häftlinge eines Konzentrationslagers vor Einrücken der Amerikaner evakuiert, in kleinen Gruppen ziellos Richtung Osten getrieben und nach und nach hingerichtet hatte. Fünf von ihnen mussten hier bei Unterrißdorf eine Grube schaufeln. Sie hatten wohl gehofft, hier gäbe es eine gute Wende ihres Schicksals. Denn sie hatten plötzlich eine Zigarette rauchen dürfen. Aber der letzte Zug war zugleich zum letzten Atemzug geworden.
Nun war nach diesem grausigen Fund den Amerikanern schwer begreiflich zu machen, dass im Dorf niemand von diesem Ereignis gewusst hatte und dass es Ortsfremde gewesen waren, die ihren bestialischen Auftrag da draußen ausgeführt hatten. So wurden hitlergetreue Dorfbewohner gezwungen, die Leichen zu exhumieren und in einem ordnungsgemäßen Sarg unterzubringen. Dann wurde die Bestattung auf dem Friedhof anberaumt. Die Anordnung lautete, es haben alle Unterrißdorfer Bürger mit viel Blumenschmuck daran teilzunehmen. Es sollte ein christliches Begräbnis werden, zu dem ein katholischer als auch evangelischer Pfarrer zugegen zu sein hatte. Denn die Konfession war ja ebenso wenig bekannt wie die Namen der Toten.
Nun schien diese schreckliche Geschichte ihren würdigen Abschluss zu finden. Doch sie hat einen bedeutsamen zweiten Teil:
Als der größte Teil der Anwesenden still betroffen nach Hause gehen wollte, drängte sich bei einigen der Zwangsarbeiter angestauter Hass von innen nach außen. Sie wollten beginnen, gegen die vormals aktiven Parteigenossen der Nazi-Partei vorzugehen und sich tätlich an ihnen zu rächen. Einer von ihnen, von dem man nur den Namen Felix kennt, gebot diesem Ansinnen Einhalt. Er mahnte, man dürfe den Zeitpunkt nicht länger hinausschieben, wo endlich Schluss sein muss mit Krieg und Hass und Rache nach so viel Leid und Ausbeutung, bestialischer Quälerei und Morden. So hielt er seine Landsleute von schlimmen Racheakten zurück.
Die schlichten Worte seiner Versöhnungsbotschaft in polnischer Sprache und unvergessen gutem Deutsch haben sich vielen tief eingeprägt. Es soll hier nicht vergessen werden:
Ein Pole, herausgerissen aus seiner geschundenen Heimat, getrennt von Freundin, Familie und vertrauten Freundeskreisen, hier ausgebeutet und weiterer Bildung und Entfaltung jahrelang beraubt, hatte offensichtlich Frieden in seinem Herzen und durfte anderen daran Anteil geben.
Ein Kommentar aus Polen von 1995:
"Da habt ihr ja in euerm Dorf eine richtig große Geschichte!"
Dennoch gelang leider kein Kontakt zu Felix, wahrscheinlich Mediziner aus Lodz, trotz Suche durch Verbreitung dieser Geschichte über alle deutschen Konsulate in Polen.