Gebäude mit Freude
"Herr, ich habe lieb die Stätte DEINES Hauses und den Ort, da DEINE Ehre wohnt"
Nach unserm jahrelangen Hilferuf ein neues Dach man für die Kirche schuf. (2004 bis 2010)
Das liebenswerte kleine Kirchgebäude bescherte schon viel Sorgen und viel Freude.
Einwohner hat das Dorf nicht mal fünfhundert, so dass schon mancher hat entdeckt verwundert:
Dies Kirchlein hier am Rand der Lutherstadt deutlich Anziehendes zu bieten hat.
Dadurch wir fühlten oft uns neu beflügelt, dass Rettendes wir stetig ausgeklügelt.
Als wir vor nunmehr zweiundvierzig Jahren erstmalig kamen in dies Dorf gefahren,
sah´n wir von weitem schon den Kirchturm stehn.
Hoch stand er da und spitz – schön anzusehn
vor einer Halde aus des Bergbaus Zeiten.
Dann aus der Nähe sah an allen Seiten
die Schäden ich – und denk noch an den Schreck:
Holz war da faul und viele Schiefer weg.
Das lange Grübeln brachten wir voran, wie diesen kranken Turm man heilen kann.
Zunächst vor dieser schwierigen Aktion gab es ganz andrer Arbeit schönen Lohn
nach bald gewachsener Gemeinsamkeit: Die Kirchturmuhr neu sagte an die Zeit.
Zwecks Abriss holten dann die Uhrenglocke zu dritt wir mühsam aus dem Oberstocke,
wo sie da hing in jener Kirchturmspitze.Die stand auf durchgefaulter Pfeilerstütze.
Wir brachten außen sie entlang am Dach im Turm da unten unter Dach und Fach
Nach viel Beraten, Grübeln, Vorbereiten wir konnten nun zu forschen Taten schreiten.
Ich war noch seinerzeit auffallend dünn. Das brachte dem Vorhaben den Gewinn:
In diese Spitze passte hoch ich rein und brachte da ein langes Drahtseil ein.
Dann sägte ein bewährter Zimmermann mit kühnen Schnitten die vier Pfosten an.
Das Seil man zog dann straff, und alles guckte, wie dieses Türmchen knackte und dann ruckte …
Im Frühjar ''71 fanden wir
den richt´gen Mann, der schloss das Turmdach hier.
Mit Leiter bloß, gefährlich ohne Frage, hing er da oben in des Daches Lage
und nagelte den Preolitbelag in guter Laune pfeifend Tag für Tag.
So hat der Turm den Regenschutz erfahren, der aber dann nach 39 Jahren
mit erstem Rinnsal innen zeigte an, dass man nicht länger mit ihm rechnen kann.
Das Dorferneuerungsprogramm uns brachte, dass man auch uns mit Förderung bedachte.
So fingen wir die Überlegung an, wie die Sanierung man bezahlen kann.
Wir hatten immerhin schon in den Händen 10.000,- € aus ganz eig´nen Spenden.
2004 nun dieses Werk begann, was man in schönen Fotos sehen kann.
Es wurde eine harte Plackerei! Denn unklar war, wie hoch der Schaden sei,
der im Verborgenen in Hölzern steckt, wo auch der Fachmann ihn nur schwer entdeckt.
Noch jetzt macht traurig und tut richtig weh, wenn ich die faulen Balkenreste seh,
wie man sie rigoros hat amputiert. (Die war´n doch schön gemalt und renoviert !!)
Bald schlich sich ein die furchtbar düst´re Ahnung: Wahrscheinlich scheitert alle gute Planung!
Doch neue Fehler wurden strikt vermieden, und bald wir gaben uns damit zufrieden,
dass für das Kirchdach die vorhand´nen Mittel nicht weiter reichten als zu einem Drittel.
Wir buken Plätzchen in der Kirchgestalt:
Sichtbar im Zuckerguss Dach neu und alt!
Und mit speziellem Etikett gab´s Wein:
Da ragt ins Dach der Schriftzug "Hoffnung" rein.
Das Abendläuten ich vergesse nicht: Es nahm schon deutlich ab das Tageslicht.
Und nach dem herbstlich schönen Sonnenschein es stellte sich ein warmer Regen ein.
Da plötzlich wie aus and´rer Welt ein Gruß stand auf dem Dach ein Regenbogenfuß.
Das hat sehr tief erfreut und gab uns Mut. Wir wussten: Irgendwann wird alles gut ...
Die Folgezeit sich stellte für uns dar als Probezeit der Hoffnung Jahr für Jahr,
zu rechnen mit manch Förderung und Spenden, damit wir könnten das Projekt vollenden.
Es fehlte ja ein ganz enormes Stück, bis kommen konnte dieser Augenblick.
Im Mai 05 bekam ich fast ´nen Klaps: Der Himmel blau und leuchtend gelb der Raps -
ähnlich der Freude, die wir in uns tragen und auf Vollendung stets zu hoffen wagen.
Wir sangen froh "Wie lieblich ist der Maien", als ob wir mit dem Dach schon fertig seien.
Und ich verteilte emsig wie ein Dummer als Bettler unsre Spenden-Kontonummer.
Nach viel Geduld kam''s Jahr 2009!
Da reimte sich: Jetzt endlich wir uns freu''n !!!
Dankbar das Ziel der Hoffnung wir nun sehn: Jetzt lacht das Dach seit März 2010!
Auch unter dem Dach, mehr im Verborgenen, im schönen Inneren der Kirche, gibt es seit längerem
vielfältige Freude am Gebäude. Und sie ist seit Mai 2012 mit stillem Staunen verbunden, dass alle Fenster erneuert werden konnten - angestoßen durch faszinierende Spenden. Fördermittel kamen dazu sowie ein Zuschuss des Kirchenkreises, so dass die horrende Summe von 78.000 € bezahlbar wurde. So hat die Freude nie mehr nachgelassen, seit eine nur kleine, aber unentwegte Schar in den Jahren 1975 bis 1977 eine umfassende Instandsetzung, Umgestaltung und Renovierung vollenden konnte.
Damals wurden taufrische Eindrücke veröffentlicht in der Wochenzeitung "Die Kirche".
Dies hatte dann tiefgründige Folgen (siehe unten nach der Zeitungslektüre !!!).
In eine Kirche verliebt
Renovierte Kirche in Unterrißdorf "Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteig´ner Pein" (Lied Paul Gerhardt) war es verbunden gewesen, die Kirche in Unterrißdorf zu betreten. Der schlechte Zustand des Kircheninneren war jedoch zu ertragen um dessentwillen, was hier drin geschieht. Und Liebe hält viel aus. Was dann plötzlich in Gang und an ein Ziel kam, ist viel mehr zum Staunen geeignet als zum Ausplaudern und an die große Glocke gehängt zu werden.
Eine sonderlich große haben wir ohnehin nicht. Sie lockt nur wenige an, wenn sie ruft. Für die Statistiker ist hier nichts zu holen. Neben ihr schlägt treu die Uhrglocke, die so provisorisch da hängen blieb wie wir sie hinterließen. Wir hatten sie in den Turm hereingeholt aus einem zehn Meter hohen Dachreiter, den wir in Selbsthilfe 1970 wegen zu viel faulem Holz angesägt und heruntergezerrt haben. Ein treuer Bastler gab dem alten Hahn, der ganz oben gestanden hatte, eine neue Gestalt, im Wind drehbar unter einem neuen Kreuz. Der Umbau des Turmes war schließlich gut gelungen, aber für alles weiter unten blieb der Sinn des Kreuzes oben über allem zutreffend. Nicht etwa als Triumphkreuz! Denn es ist sehr mühsam mit den Gemeinden bei uns im Mansfelder Land. In unseren bescheidenen kirchlichen Verhältnissen erscheint es wie ein Wunder, dass wir heute eine renovierte Kirche haben. Früher führten wir nur ungern Fremde hinein. Wenn nun heute jemand fragt: Welche ist die schönste im ganzen Land?, öffnen wir jetzt schmunzelnd und dankbar die kleine Pforte: Natürlich diese hier !!
Im Träumen waren wir nicht faul gewesen. Die Wirklichkeit war ein freudloser baufälliger Innenraum. Vor Augen hatte man ein wurmzerfressenes Gestühl und in den Ohren das Klirren defekter Scheiben in brüchigen Fenstern. Irgendwann mischte sich der Traum ein: Das Prachtwerk unseres spätgotischen Altars sahen wir manchmal in einem hellen, weiten Raum, befreit von dem erdrückenden Patronatsgestühl. Oder wir bemalten in Gedanken die schöne rustikale Balkendecke und die Emporen. Putzschäden offenbarten bereits, dass verborgene romanische Bögen darauf lauerten, endlich wieder freigelegt zu werden. Und die Phantasie erlaubte es, alles in freundlichem Licht provisorisch erneuerter Fenster zu sehen. Inzwischen ist das alles Wirklichkeit.
Durch eine Spende von 500,- DM (West) war ein Stein ins Rollen gekommen, der uns in Atem hielt. Er wurde zur Lawine von Erfahrungen für Leute, die wissen, wie die Liedstrophe vom Sorgen und Grämen weitergeht. Selbsteigener Pein kam es zwar oft sehr nah, wenn Holz, Glas, Zement und Kalk mühsam heranzuschaffen waren oder der Berg von Arbeit unübersehbar wurde. Manchmal war es äußerst spannend, wenn heute noch nicht bereitlag, was am nächsten Tag gebraucht wurde. Aber es kam. Und ich staune noch heute, wen Gott alles aus der Reserve gelockt hat. Zum Beispiel konnte ich in einem gedichteten Baubericht festhalten: 330 Helferfinger bewegten diese Sandsteindinger. Es handelte sich um über 1000 Steinplatten, die wir mit Jung und Alt aus der Jakobikirche in Hettstedt herausoperiert hatten, um hier daraus einen neuen Fußboden aus dem Altmaterial zu bauen.
Dieses und vieles andere sorgte dafür, dass wir den Rand der Erschöpfung entdeckten. Aber an die Nerven geht solch ein Unternehmen eigentlich nur dann, wenn Maßstäbe rein menschlichen Planens die Oberhand gewinnen. Zur selbsteigenen Pein wird das enge Grübeln, wie alles weitergehen soll. Immer wieder möchte man sich absichern und alles im Griff haben, anstatt kindliches Vertrauen immer neu zu riskieren. So kommt es durch Sorgen und Grämen zu der Pein schlafloser Stunden. Es war eine entsprechend aufregende Zeit, diese 18 Monate bis zum Sommer 1977. Eine große Tafel mit Fotos verkündete: Hier wurde abmontiert, transportiert, konstruiert, repariert, renoviert, aufpoliert, nivelliert, installiert, neu möbliert. Dann wurde Anfang September das große Fest gefeiert. Was vielleicht erstmalig in diesem Raum geschah: Der Sauerstoffgehalt wurde deutlich knapp für über 300 Menschen, die gekommen waren und mühsam Sitz- oder Stehplatz fanden. Aber das ergab ja die sinnvolle Einheit: Ein freundliches Schmuckkästchen ist aus dieser Kirche geworden, und in ihr versammelt sich fröhlich feiernde Gemeinde. Sorgen und Grämen hat sich in Freude verkehrt. Und diese Freude hat manche angesteckt, indem sie Herzen und Hände öffnete zugunsten weiterer Taten.
Besucher sagten kürzlich: Der ist ja ganz verliebt in seine Kirche! Ganz sicher ging der Mund über von dem, was wir im Zusammenhang mit diesem Bau erfahren haben: Die Liebe Gottes, die uns reich beschenkte. Und weil ich die Menschen lieb habe, in deren enger oder loser Gemeinschaft dieses Werk vollbracht wurde und genutzt wird, gestehe ich frei: In dieses Kirchlein bin ich tatsächlich verliebt!
Frithjof Grohmann
Und "immer werden wirs erzählen": Kurze Zeit nach dieser Veröffentlichung erfuhren wir auf dem Kirchdachboden, dass eine dringende Notsicherung des Dachstuhls gegen Holzwurm rund 800,- Mark kosten sollte. Das war bei nun leer gewordener Kasse etwas deprimierend. "Es muss erbeten sein ..." - in dieser Überzeugung warf ich die Sorge auf IHN (wohin sie gehört ...), während ich die Kirche verließ. Vor dem Haus stand die Postfrau, das unvergessene Original, wedelte mit einer Postanweisung und rief mir in ihrem schlesischen Dialekt entgegen: "Herr Grohmann - es ist Geld gekommen!!!" Etwas verstört nahm ich 1000,- Mark von einem unbekannten Absender entgegen. Die Nachforschung ergab: Einen Leipziger Leser der Zeitung hatte der Beitrag angerührt und dazu bewegt, uns etwas hilfreich Gutes zu tun ...
- Kirche
- Dienstag, 05. November 2013 13:51
- moppulli
- 3068