Briefe an Käthe
Nachdem sich Martin Luther nach dem eisigen Wind vom 28.Januar bei Unterrißdorf "hart vor Eisleben" allmählich wieder aufgewärmt hatte,
schrieb er am 1.Februar 1546 an seine Frau Katharina nach Wittenberg (hier übertragen in heutiges Deutsch):
Meiner herzlieben Hausfrau Katherina Luther, Doctorin, Zülsdorferin, Saumarkterin und was sie mehr sein kann. Gnade und Friede in Christo und meine alte arme Liebe und, wie E.G. weiß, unkräftige, zuvor. Liebe Kethe! Ich bin ja schwach gewesen auf dem Weg hart vor Eisleben, das war meine Schuld. ...
Denn wir mussten durch ein Dorf hart vor Eisleben. Und wahr ist´s: Als ich bei dem Dorf fuhr, ging mir ein solcher kalter Wind hinten zum Wagen herein auf meinen Kopf durchs Barett, als wollt mir´s das Hirn zu Eis machen. Solch´s mag mir zum Schwindel etwas geholfen haben. Aber jetzt bin ich, gottlob, wohl geschickt, ausgenommen, dass die schönen Frauen mich so hart anfechten, dass ich weder Sorge noch Furcht habe trotz aller Unkeuschheit...
M.Luth. dein altes Liebchen
Die unerwartete Kälte bei Unterrißdorf hatte bei Martin Luther einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Er erwähnt sie ein zweites Mal am 7.Februar 1546:
Meiner lieben Katherina Lutherin, Doctorin, Säumarkterin zu Wittenberg,
meiner gnädigen Frau zu Händen und Füßen, Gnade und Frieden im Herrn!
Lies du, liebe Käthe, den Johannes und den kleinen Katechismus, davon du mal sagtest: Es ist doch alles in dem Buch von mir gesagt. Denn du willst sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da könnte zehn Doctor Martinus schaffen, wenn der eine alte ersoffen wäre in der Saale oder im Ofenloch oder auf Wolffs Vogelherd. Lass mich zufrieden mit deiner Sorge! Ich habe einen besseren Sorger als Dich und alle Engel: Der liegt in der Krippe und hängt an den Zitzen einer Jungfrau. Aber er sitzt zugleich zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sei zufrieden! Amen.
Ich denke, dass die Hölle und ganze Welt müsste jetzt leer sein von allen Teufeln die vielleicht alle um meinetwillen hier zu Eisleben zusammengekommen sind: So festgefahren und hart stehet die Sache.
Jetzt sagt man, dass zu Rissdorf, hart vor Eisleben gelegen, wo ich krank ward im Einfahren, sollen aus- und einreiten und gehen so etwa vierhundert Juden [...] Die Gräfin von Mansfeld, Witwe von Solmis, wird geachtet als der Juden Beschützerin [...]
Am Sonntag nach Dorotheen 1546. Dein Liebchen Martinus Luther D.
- Luther
- Dienstag, 05. November 2013 10:42
- moppulli
- 4007