Martin Luther: "... Hier ist der Wein rein!"
Besonders deutlicher Hinweis auf den Weinbau dieser Gegend ist der heilige Urban mit der Weintraube auf seiner Bibel in unserer Kirche in Unterrißdorf.
Sein Gesicht hat etwas Außergewöhnliches:
Es ändert deutlich seinen Ausdruck je nach Blickrichtung des Betrachters. Mal schaut er sehr ernst, als ob der Wein soeben alle wurde oder er den früheren Zeiten hiesigen Weinbaus nachtrauert.
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Ein andermal sieht er etwas hoffnungsvoller aus, als ob er sich zwischendurch mit freut an heutigem neuen Interesse am Wein dieser Gegend der "Weinstraße Mansfelder Seen".
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Sie gehört zu den nördlichsten Weinbaugebieten in Europa. Schon der berühmte Chronist der Grafschaft Mansfeld, Cyriakus Spangenberg, beschreibt den hiesigen Weinbau und dabei die gute Qualität des Rebensaftes.
In Zusammenarbeit des Weingutes Hoffmann "Alte Schrotmühle" in Höhnstedt mit dem Arbeitskreis Lutherweg Sachsen-Anhalt ist die Idee des Pilgerweines entstanden.
"Traminer" darf seit Oktober 2008 mit dem offiziellen Logo des Lutherweges vermarktet werden.
Schon Martin Luther hat diesen Wein gewürdigt! Einerseits hatte er sehr wohl Freude an einem bekömmlichen Bier und lobt ausdrücklich das aus Naumburg, welches er im Mansfelder Land zu trinken bekam! In seinem Brief an Käthe vom 1.Februar 1546 berichtet er vergnügt:
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\r\n"Ich trinke Neumburgisch Bier, fast des Schmacks, den du von Mansfeld mir etwa hast gelobet. Es gefället mir wohl,
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macht mir des Morgens wohl 3 Stül in dreien Stunden ..."
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Andererseits erhält das Bier durch Luther ein vernichtendes Urteil ebenso wie manche Weinsorte, wenn sie nicht aus dieser Gegend stammt:
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\r\n"Der Teufel hat uns das Bier in aller Welt mit Pech verderbet und ... den Wein mit Schwefel.
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Aber hier ist der Wein rein ..."
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Die noch junge "Weinstraße Mansfelder Seen" erstreckt sich von Unterrißdorf über die bekannten Weinbauorte Rollsdorf und Hoehnstedt bis nach Zappendorf vor den Toren von Halle. Bescheidene historische Farbtupfer bereichern ihr schönes Bild: Vor Unterrißdorf wurde Martin Luther von eisigem Wind überrascht. Hänge und Restgemäuer erinnern an den schon vor 1030 Jahren urkundlich erwähnten Weinbau. Bei Zappendorf hegte und pflegte der Vater Georg Friedrich Händels mühsam wie alle anderen seinen Weinberg. Viele kannten jene uralte Weingeschichte:
Gottes Volk war auf karger Wüstenwanderung. Hunger und Durst hatte jeder reichlich zu spüren bekommen. Plötzlich kommen Kundschafter vom Ausspähen möglichen Besiedlungsgebietes zurück. Sie tragen zu zweit eine überdimensionale Weintraube herbei.
Sicher: In der dankbaren Erinnerung wurde sie durch das begeisterte Weitererzählen immer größer. Aber sie war zum Hoffnungszeichen geworden: Wir werden nicht auf den Durststrecken freudloser Wüsten bleiben müssen. Wir werden nicht umkommen, sondern ankommen, wo es für alle reicht. Im Land, wo solche Früchte wachsen - freilich in Normalgröße - gab es dann bald die unterschiedlichen Erfahrungen mit ihnen. Zum Beispiel die heitere, wenn der Wein zur Freude eines Festmahls beiträgt. Oder er steht in einem Dankgebet (Psalm 104) gleich neben der guten Gabe des Brotes, was uns im Getreide aus der Erde wächst, "dass er erfreue des Menschen Herz". Oder in einer Gleichnisgeschichte Jesu behandelt ein Samariter die Wunden eines geschundenen Gewaltopfers mit Öl und Wein. Daneben ist jedoch auch etliches über fragwürdiges "Vollsaufen" zu lesen.
So ist bereits in der Bibel deutlich im Blick, dass heilende und verheerende Wirkung des Weines nah beieinander liegen können. Alkoholmissbrauch, stets harmlos begonnen, zerstört massenweise Leben in guter Gemeinschaft. Aber die zu ermöglichen, zu bauen, zu heilen und zu pflegen - dafür steht für Christen ein Schluck Wein und ein Stück Brot, wenn sie beides im Namen Jesu essen und trinken. Er wollte das so. Es sollte eine sichtbare und schmeckbare Verbindung mit ihm und seiner Erlösungstat werden.
Da erfreut Wein des Menschen Herz. Nicht nur vorübergehend. Da geschieht Heilendes. Hierfür kann das Symbol der Weintraube gar nicht groß genug sein. Denn die reicht für alle. Sie bringt Hoffnung in jede Art trostloser Wüste. Und manche sagen: So wird das Leben ein Fest.
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("Ein Wort auf den Weg" im Lokalteil "Mansfelder Zeitung" der MZ am 22.Mai 2004 von Frithjof Grohmann)